Freitag, 26. Januar 2018

# 133 - Tschechiens Aufbruch ins Weltall

Ein Nationalheld wird geboren

 

Jakub Procházka ist ein geachteter Astrophysiker, mit seiner großen Liebe Lenka verheiratet und kinderlos. Die beiden leben ein relativ unauffälliges Leben, bis Jakub eines Tages eine Einladung von Senator Tůma erhält: Der Politiker bietet ihm an, mit einer Ein-Mann-Rakete eine kosmische Staubwolke, die den Namen "Chopra" erhalten hat, zu erforschen. Etliche Staaten überlegen bereits, eigene Missionen ins All zu schicken, aber Tschechien ist das erste Land, das sich aus der Deckung wagt: Jakub soll der Nation zu großartigem wissenschaftlichen Ruhm verhelfen, indem er sich auf eine achtmonatige Reise in einer von der Schweiz ausgemusterten Rakete begibt. JanHus1 wird das Raumschiff getauft, nach dem böhmischen Theologen und Reformator, der im 15. Jahrhundert gelebt hat. Hiermit beginnt Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt des tschechisch-amerikanischen Autors Jaroslav Kalfař.

Das Gefühl der (Mit-) Schuld bleibt ein Leben lang



In Jakubs Kindheitsrinnerungen befinden sich Schatten: Sein Vater ist ein ranghohes Parteimitglied gewesen, dessen Aufgabe beim Geheimdienst es war, Verdächtige bei Verhören zu foltern. Mit dem Einsetzen der Samtenen Revolution 1989 und der Abkehr vom Kommunismus schlug ihm und seiner Familie die geballte Ablehnung der Mitmenschen entgegen. Doch bevor es zum Prozess gegen den linientreuen Parteigänger kommen konnte, verunglückte er 1990 zusammen mit Jakubs Mutter tödlich. Zu diesem Zeitpunkt war Jakub zehn Jahre alt und wuchs von da an bei seinen Großeltern auf. Seit damals versucht er, mit den widerstreitenden Gefühlen für seinen Vater umzugehen: Einerseits fühlt er stellvertretend dessen Schuld, andererseits liebt er ihn, weil er sein Vater ist. Die Schuldgefühle treiben ihn an, etwas Herausragendes für sein Land zu tun, damit die Schuld seines Vaters kleiner oder sogar gelöscht und der Name Procházka nicht nur mit Gewalt verbunden wird. Dafür stimmt er zu, als Astronaut für die Chopra-Mission zur Verfügung zu stehen, obwohl ihm bewusst ist, dass er damit seine Ehe riskiert.

Das All: unendliche Weiten und ein Reisebegleiter

 

Im April 2018 startet die JanHus1 mit Jakub von einem böhmischen Kartoffelacker in den Weltraum. Auf dieser Mission nimmt Jakub drei Rollen ein: die des Wissenschaftlers, des Nationalhelden und des Privatmanns. Der Wissenschaftler freut sich darauf, etwas erforschen zu können, das noch nie zuvor da war; der Nationalheld muss sich erst noch in die Erwartungen, die an ihn gestellt werden, hineinfinden und der private Jakub Procházka wird von seiner Frau verlassen. Doch es passiert noch mehr: Jakub bekommt ungebetenen Besuch von einem sprechenden spinnenähnlichen Wesen, dem er den Namen Hanuš nach dem legendären tschechischen Uhrmacher gibt. Hanuš ist verfressen und macht sich über Jakubs Nutella-Vorräte her. Nachdem sich Jakub an die Eigenheiten seines Gastes mit seinen 34 Augen gewöhnt hat, ist er ihm ein guter Gesprächspartner. Doch als JanHus1 in die Chopra-Wolke eindringt, stellt Jakub fest, dass sie eine eigene Schwerkraft besitzt: Das Raumschiff wird in die Wolke hineingezogen, der Staub dringt durch alle Ritzen und frisst sämtliche Kabel an. Als die Sauerstoffversorgung ausfällt, ist das sein Todesurteil. Doch auch wenn Tůma, der inzwischen zum Präsidenten Tschechiens aufgestiegen ist, eine Staatstrauer anordnet und die Errichtung eines Procházka-Denkmals auf dem Prager Karlsplatz in Auftrag gibt, ist die Geschichte hier noch nicht zu Ende.


Wie war's?

 

Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt beginnt mit einem humorvollen Unterton, um in der zweiten Hälfte nachdenklich zu werden. Die Frage, warum ausgerechnet Jakub Procházka, der sich mit dem Weltall bislang nur theoretisch beschäftigt hat, zum Astronauten für eine Mission, die Tschechien wissenschaftlich und wirtschaftlich einen großen Schritt nach vorn bringen soll, ausgewählt wird, wird erst spät beantwortet und hat mehr mit menschlichen Untiefen als mit vorausschauender Planung zu tun. Das Zentrum des Buches ist die Frage nach der Schuld: Ist es richtig, dass für die Fehler eines Menschen dessen ganze Familie büßen muss? Und: Müssen sich die Angehörigen eines nahen Verwandten für dessen Gewalttaten mitschuldig fühlen? Diese Fragen muss sich jeder, der sich in einer ähnlichen Lage befindet, selbst beantworten. Der Roman tut dies nicht.

Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt ist im Tropen-Verlag, einem Imprint des Verlages Klett-Cotta, erschienen und wurde mir als E-Book von Netgalley.de zur Verfügung gestellt. Das Buch kostet als gebundene Ausgabe 22,-- Euro und als Kindle- oder epub-Edition 17,99 Euro.

Freitag, 19. Januar 2018

# 132 - Die Zeit heilt nicht alle Wunden

Mysteriöse Morde in Südtirol

 

28. April 1985: In der Gegend um die Bletterbachschlucht in den Dolomiten tobt tagelang ein Gewitter, das so stark und ausdauernd ist, dass sich niemand an ein ähnlich schweres Unwetter erinnern kann. Drei junge Menschen aus dem nahen Dorf Siebenhoch sind kurz zuvor zu einer Wanderung aufgebrochen und wurden seitdem nicht mehr gesehen. Die Bergretter machen sich trotz des schlechten Wetters auf den Weg und finden die drei Wanderer nach einigen Stunden Suche - tot und auf grausame Art und Weise verstümmelt. Der Anblick von Evi, Kurt und Markus ist so schrecklich, dass die erfahrenen Retter stundenlang nicht in der Lage sind, sich zu rühren. Dieser Mord bestimmt die Handlung des Thrillers Der Tod so kalt des aus Bozen stammenden Autors Luca D'Andrea.

Die Mauer des Schweigens

 

Die Handlung wird aus der Sicht des amerikanischen Dokumentarfilmers Jeremiah Salinger erzählt. Er ist mit Annelise verheiratet, die aus Siebenhoch stammt, und hat mit ihr eine fünfjährige Tochter, Clara. Als Salinger sich an einem beruflichen Tiefpunkt befindet, stimmt er Annelises Vorschlag zu, ein paar Monate in der Abgeschiedenheit und Ruhe Siebenhochs zu verbringen, um vom Film Abstand zu bekommen und zu überlegen, wie es weitergehen soll. Salingers Schwiegervater Werner lebt dort und erzählt seinem Schwiegersohn kurz nach der Ankunft der kleinen Familie von einem tödlichen Bergungfall, der sich 1950 in der Nähe von Siebenhoch ereignet hat. Fünf junge Männer waren damals zum Zwölferkofel gewandert, aber nur zwei von ihnen kamen lebend wieder zurück. Einer von ihnen war Werner. Für ihn war dieses Unglück der Anlass, für die Gründung der Bergrettung zu kämpfen, die nun, dreißig Jahre später, über einen Hubschrauber und einen Arzt verfügt.
Die Geschichte löst bei Salinger den Wunsch aus, einen Film über den Alltag der Bergretter zu drehen. Mehrere Wochen begleitet er die Arbeit der Bergretter zusammen mit seinem Freund Mike, bis es eines Tages darum geht, eine Touristin aus einer Gletscherspalte zu retten. Weil Salinger darauf besteht, zum Filmen in die Spalte herabgelassen zu werden, kommt es zu einer Lawine, die fünf Menschen das Leben kostet und Salinger unter sich begräbt. Er wird gerettet, leidet jedoch an PTBS - posttraumatischen Belastungsstörungen. In dieser Phase erfährt er zufällig von der Bluttat von 1985, die bei den Einheimischen unter dem Namen "Bletterbach-Massaker" bekannt ist. Der Mörder läuft seit damals noch frei herum. Salinger beschließt, herauszufinden, wer diese drei jungen Menschen vor dreißig Jahren hingerichtet hat. Doch je mehr er im Dorf nachfragt, umso feindseliger wird die Stimmung, die ihm entgegenschlägt. Plötzlich erscheinen Salinger auch diejenigen verdächtig, etwas mit den Morden zu tun zu haben, die ihm bislang freundlich begegnet sind - allen voran sein Schwiegervater. Auch ein Jaekelopterus rhenaniae, ein Seeskorpion, der (eigentlich) vor 400 Millionen Jahren gelebt hat, gerät kurzzeitig in den Verdacht, für das Gemetzel verantwortlich gewesen zu sein.

Wie war's?

 

Der Tod so kalt ist ein insgesamt spannendes Buch. Auf einige "Schleifen" hätte D'Andrea aber gern verzichten können. Dazu gehören das Zwischenspiel des Jaekelopterus rhenaniae, das wie an den Haaren herbeigezogen wirkt, und die manische Besessenheit, die Salinger antreibt. Sie ist so ausufernd, dass er seine Familie darüber grob vernachlässigt und es beinahe zur Trennung von seiner Frau kommt. 
Das Szenario eines Fremden, der auf eine gewachsene und geschlossene Dorfgemeinschaft trifft und nicht wahrhaben will, dass Annäherung vor allem Zeit braucht, ist nicht neu und fast schon der Klassiker in Büchern, deren Handlung in den Bergen angesiedelt ist. Dass die Dorfbewohner Salinger die Schuld am Tod der Bergretter geben, trägt zur Entfremdung bei. Mein Eindruck ist also eher zwiespältig, sodass ich den Thriller nicht uneingeschränkt empfehlen kann.
Wer sich selbst ein erstes Bild machen will, kann das mit diesem Buchtrailer:



Der Tod so kalt ist erschienen bei Deutsche Verlags-Anstalt und kostet als Taschenbuch 14,99 Euro sowie als epub- oder Kindle-Ausgabe 11,99 Euro. Das Hörbuch wird als MP3-CD für 8,99 Euro angeboten (gekürzte Fassung).
Das Buch wurde mir vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt, wofür ich mich herzlich bedanke.

Samstag, 13. Januar 2018

Gewonnen! Zwei spannende Bücher von Ina Kloppmann

Wenn der Postmann zweimal klingelt...

 

Okay, einmal klingeln hat gereicht: Heute habe ich meinen Gewinn einer Verlosung der Online-Zeitschrift Leineblitz.de erhalten. Verlost wurde Hassliebe, der neueste Krimi der hannoverschen Autorin Ina Kloppmann, aber bekommen habe ich sogar zwei Bücher: Ina hat mir zusätzlich noch die Doppelausgabe ihrer beiden vorangegangenen Krimis Bereue und Anders ins Paket gelegt.  
Ina, ich habe mich total gefreut und bedanke mich sehr herzlich! 


 


Hassliebe spielt sogar zum Teil in meinem Wohnort Hemmingen bei Hannover, was es für mich natürlich noch interessanter macht. Eines ist klar: Sobald ich die Bücher gelesen habe, melde ich mich an dieser Stelle wieder.




Rathaus von Hannover

Donnerstag, 11. Januar 2018

Das war's schon wieder: Das Bücherkisten-Jahr 2017 ist vorbei

Sehr viel Gutes, ab und zu Mäßiges, aber immer viel Abwechslung

 

Die meisten Bücher, die ich euch 2017 vorgestellt habe, haben mir gut oder sogar sehr gut gefallen. Ich zeige euch hier mit meinen Tops und Flops des Jahres die Bücher, die für mich ganz weit vorn waren und die, die durchs Raster gefallen sind.

Meine Favoriten

 

Sachbücher


Ich habe ein gewisses Faible für Sachbücher, darum kommen sie jetzt zuerst dran. Zu denen, die mir am besten gefallen haben, gehört 70 - DER SPIEGEL - 1947-2007. Egal, welche politische Einstellung man hat und wie man die Zeitschrift grundsätzlich finden mag: Dieses Buch ist lebendige deutsche und internationale Geschichte und wartet zusätzlich mit tollen Fotos auf. 

 

 

 

 

Überzeugt hat mich Die 7 größten Irrtümer über Frauen, die denken von Beatrix Langner. Ihr Essay beleuchtet sehr anschaulich, welches Bild sich Männer bis vor etwa 50 Jahren von Frauen gemacht haben und wirbt für einen gemeinsamen Blick von Frauen und Männern auf die Probleme unserer Zeit. Das tut die Germanistin und Literaturkritikerin unterhaltsam und sachlich, ohne sich in feministische Floskeln zu verlieren. 





Baskisch ist ein großartiges Kochbuch des Spaniers José Pizarro, der sich seit Langem mit mehreren Restaurants in London als Spitzenkoch etabliert hat. Hier werden nicht nur die Rezepte erläutert, sondern die Leser mit zahlreichen Fotos auf das Baskenland neugierig gemacht. Wer noch nie in dieser nordspanischen Provinz war, will nach dem Durchblättern dieses Buches hin. 



In seinem Buch Verstehen Sie Geld? erklärt der Finanzmarktanalyst Davut Çöl seinen Lesern alles, was sie über das Thema Geld wissen sollten: Woher kommt es? Wie sollte man damit umgehen? Welche Geldkreisläufe gibt es? Was hat es mit den "Rettungsschirmen" der Euro-Staaten auf sich? Alles einfach und mit zahlreichen Beispielen erklärt.   




Der Medienwissenschaftler Stefan Russ-Mohl macht sich in seinem Buch Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde Gedanken, welche Entwicklung die Medien innerhalb der letzten Jahre durchgemacht haben. Werden sie zu Recht als "Lügenpresse" beschimpft? Hat die Qualität der Nachrichten gelitten? Und wenn ja: warum?





Romane

 

Bei den Romanen steht für mich Die fremde Königin von Rebecca Gablé weit vorn. Die erfolgreiche Schriftstellerin entführt die Leser in die Jahre 951 bis 961: Königin Adelheid von Burgund heiratet König Otto I. und durchlebt mit ihm etliche Höhen und Tiefen. Der Höhepunkt ihres Lebens ist die Krönung zum Kaiser bzw. zur Kaiserin durch Papst Johannes XII. 



 

Sehr gut hat mir auch Palast aus Staub und Wind, das erste Buch des Autors Haroon Gordon, gefallen. Es handelt von Baptiste, der vor Kurzem Witwer geworden ist, und seiner ungewöhnlichen Freundschaft mit Gabriel. Als Kinder und Jugendliche sind die beiden, die in einem algerischen Frauengefängnis aufwachsen, unzertrennlich. Doch irgendwann lüftet sich das dunkle Geheimnis, das zwischen ihnen steht, und es kommt zur gewaltsamen Eskalation. 

 

 

 

Fans von Dystopien wird Chlorophyll von M. J. Herbert gefallen. In Finnland beginnt mitten im Winter ein Phänomen, das sich schnell epidemisch ausbreitet: Alle Pflanzen verlieren ihr Chlorophyll und ihr Laub färbt sich orange. Eine ganze Weile ist völlig unklar, was hinter dieser Seuche steckt, die nach und nach die Pflanzen von der Erde eliminiert und dafür sorgt, dass eine globale Hungersnot ausbricht. Den Forschern sitzt die Zeit im Nacken, denn im Überlebenskampf zählt nur noch: Jeder ist sich selbst der Nächste.  

 

Ein morbider Spaß ist der Roman Die letzten vier Tage des Paddy Buckley von Jeremy Massey. Der irische Bestatter Paddy durchlebt eine Pechsträhne, die sich gewaschen hat. Als er dann auch noch den Bruder des gefährlichsten Gangsters von Dublin anfährt und ihn tödlich verletzt, hängt sein eigenes Leben an einem seidenen Faden. Im Buch reiht sich eine absurde Szene an die andere, doch dank Masseys plastischer Sprache wirkt die Handlung glaubwürdig und authentisch. 




Geister von Nathan Hill ist ein spannender Familienroman, der von den 1920er-Jahren bis heute reicht und im Laufe der Handlung mehrere Themen streift, die wichtig waren oder es noch sind - Pädophilie kommt ebenso vor wie die Occupy-Wallstreet-Bewegung. 







In Die Ermordung des Glücks setzt Friedrich Ani seinen Münchener Ex-Ermittler Jakob Franck zum zweiten Mal auf einen Mordfall an. Ein elfjähriger Junge verschwindet auf dem Heimweg von der Schule spurlos und wird Wochen später tot aufgefunden. Dank Francks akribischer und unaufgeregter Nachforschungen kommt der Fall zu einem überraschnden Ende. 






Es gab nicht nur gute Bücher: Hier kommen meine persönlichen Flops des Jahres 2017

 

Sachbuch


Das Buch Wann Sie eine Bank überfallen sollten der amerikanischen Journalisten und Ökonomen Stephen J. Dubner und Steven D. Levitt verspricht mit diesem Buchtitel mehr, als es hält. Ihr in den USA bekannter Blog Freakonomics diente offensichtlich als Textquelle. Da das schon bei den beiden vorangegangenen Büchern so gehandhabt wurde, ist dieser Titel so etwas wie ein Kehraus. Man verpasst nichts, wenn man das Buch links liegen lässt. 


Roman

 

Der mit den Glasaugen von Marta Monti ist ein in der Umgebung von Bern spielender Krimi. Der fünfjährige Jan ist verschwunden, eine Entführung kann nicht ausgeschlossen werden. Der Kreis der Verdächtigen wird immer größer. Nach eineinhalb Jahren wird das Kind tot in einer Felsspalte gefunden. Das Ermittlerduo Beta Bianca und Benno Bertschi ist dem Mörder auf den Fersen. Der Krimi schafft es trotz des guten Plots nicht, Spannung zu entwickeln, weil vieles zu vorhersehbar ist. Die Logikfehler und das nicht oder nicht ausreichend durchgeführte Lektorat tun ihr Übriges. 
            

Montag, 8. Januar 2018

# 131 - Kennt ihr Deutschland?

So gründlich lernt man das Land hier kennen

 

Was genau wissen wir über Deutschland? Wir können die Bundesländer aufzählen, hoffentlich mit den Hauptstädten, und wissen ein paar Geschichtsdaten. Wer seine Urlaube in Deutschland verbringt, kann etwas über die jeweiligen Regionen sagen. Das war's dann meistens auch schon. Das Gesicht Deutschlands des promovierten Biologen Bernd-Jürgen Seitz, der sich in der Landesverwaltung hauptberuflich mit dem Naturschutz und der Landespflege beschäftigt, bietet auch für diejenigen, die glauben, schon alles zu wissen, neue Einblicke. 

Was machte Deutschland zu dem, was es heute ist?

 

Diese Frage ist keinesfalls politisch, sondern historisch, geologisch, ökologisch und biologisch gemeint. Seitz setzt bei seinen Lesern keine besonderen Vorkenntnisse voraus, sondern beginnt praktisch bei null: Wo befinden sich die einzelnen Städte, Flüsse und Gebirge? Welche geologischen Besonderheiten kennzeichnen die einzelnen Gebiete Deutschlands und welche Tiere und Pflanzen werden typischerweise wo und warum in den einen oder anderen Lebensräumen angetroffen?
Nach dieser Einführung dreht er die Zeit zurück und teilt die deutsche (Erd-)Geschichte wie das Zifferblatt einer Uhr auf: Für jede Epoche wird erläutert, inwiefern die jeweiligen Veränderungen und Entwicklungen Auswirkungen auf die Natur und das Leben der Menschen hatten. Fachvokabular wird nur dort verwendet, wo es nötig ist, und immer unmittelbar erklärt.

Wo liegen in Zukunft die Schwerpunkte?

 

Bernd-Jürgen Seitz zeigt, um welche Probleme man sich in nächster Zukunft kümmern muss. Ganz vorn steht der Klimawandel und seine Folgen, aber auch der immer noch viel zu große Landschafts- und Flächenverbrauch durch Bebauung und die Ausweitung der Infrastruktur muss eingedämmt werden. Kritisch sieht er auch die stetige Intensivierung der Landwirtschaft und den Trend zu Monokulturen. Er spricht hier insbesondere die Umweltschäden an, die die Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 nach sich gezogen hat: Seitdem der Anbau von Energiepflanzen für Biogasanlagen dank der Fördergelder für Landwirte lukrativer ist als der von Futter- und Nahrungspflanzen, schreiten Erosion und Bodenzerstörung deutlich voran.
Weiteren Verbessserungsbedarf gibt es auch bei der Nachhaltigkeit, wobei es hier immer wieder zu Interessenkonflikten zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen kommt.  
Aber er bewertet die zahlreichen Einrichtungen von Naturparks und Biosphärenreservaten positiv. Die betroffenen Bürger lassen sich hiervon besonders gut überzeugen, wenn sie am Entstehungsprozess beteiligt sind und für sich wirtschaftliche Vorteile sehen; Letzteres ist eher keine Überraschung.

Alle Bundesländer auf einen Blick

 

Im letzten Kapitel widmet sich Seitz den einzelnen Bundesländern und geht dabei nicht nur auf statistische Daten ein, sondern gibt vor allem Hinweise, wo sich die jeweiligen Landschaften eines Bundeslandes besonders gut erleben lassen und wo Besucher Museen finden, die sich mit landschaftlichen, erdgeschichtlichen und naturkundlichen Themen befassen. Das Buch wird sehr gut durch seine zahlreichen Landschafts-, Tier- und Pflanzenfotos sowie Grafiken abgerundet. 
Das Gesicht Deutschlands eignet sich auch für Leser, die sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt haben und ist durchgehend sehr gut verständlich geschrieben. Wer mehr über Deutschland und seine Landschaften wissen will, dem kann dieses Buch empfohlen werden.

Das Gesicht Deutschlands ist beim Theiss Verlag, einem Imprint der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt, erschienen und kostet als Hardcover 49,95 Euro sowie als eBook (epub oder pdf) 39,99 Euro. Ich bedanke mich bei Agentur Literaturtest, die mir das Buch zur Verfügung gestellt hat.

Sonntag, 7. Januar 2018

Ein Interview mit mir von Christian Gera von bloggerherz.de

Wer bin ich? Warum und seit wann blogge ich? Auf jede Frage eine Antwort.

 


https://www.bloggerherz.de/2018/01/02/blogger-interview-64-bloggerherz-trifft-auf-ina-degenaar-von-inasbuecherkiste/


+Christian Gera  hat mir kürzlich eine ganze Reihe Fragen rund ums Bloggen gestellt, und nicht immer konnte ich "wie aus der Pistole geschossen" antworten. Aber er hat es geschafft, den Nerv zu treffen und mich zum Nachdenken zu bringen. Da meine Blogs ein Hobby und nicht dazu da sind, um Geld zu verdienen, ist die Frage nach dem Grund und Auslöser fürs Bloggen nicht einfach nur mit "Weil es mir Spaß macht" zu beantworten, denn beide Blogs nehmen eine ganze Menge Zeit in Anspruch. 
Aber das Interview hat mir Spaß gemacht, und wenn es Euch auch gefällt, dann wäre es toll, wenn Ihr es teilen würdet. Ich sage schon mal "Danke"!

Zum Interview geht es hier.